20. Juni 2022

Eine Mutschrift an die Kulturfestung

Eine Mutschrift

Ich kann mich noch an meine Stadt erinnern, wie sie vor 20 Jahren war. Es war schon damals eine etwas raue Stadt. Schön aber auch mit scharfen Kanten. Ich erinnere mich an die Lokale, die ich besucht habe, und die Spiele meiner Mannschaft im Stadion mit einer für die kleine Stadt doch recht lautstarken Fanszene. Ich höre heute noch die Geräuschkulisse der Gassen am Wochenende: Gelächter, Geschrei, das Klirren von Glasscherben. Ich habe noch immer den Geruch und den Geschmack des Wassers in der Nase, wenn ich mir vorstelle, wie ich über eine der Brücken in die Innenstadt gehe.


Wenn man einen Ort so intim kennt wie seine Heimatstadt, dann fallen einem natürlich auch kleine Veränderungen auf. Geschäfte schließen und neue machen an ihrer statt auf. Neue Restaurants öffnen und der Geruch verändert sich. Plötzlich hört man immer öfter fremde Stimmfärbungen und Sprachen und der Klang verändert sich. Und so geht man eines Abends durch seine Stadt und bemerkt, dass sich die ganze Stimmung verändert hat. Der „Wald“ steht zwar noch da aber es wachsen plötzlich ganz andere Bäume darin und man erkennt den Ort nicht so recht wieder. Alles wirkt verschoben.


Diese Erfahrung hat wohl jeder in Österreich in den letzten 20 Jahre gemacht und dennoch ist es für jeden, der diese Veränderung bewusst wahrnimmt, immer wieder ein Schlag in den Nacken. Es geht auch nicht nur darum, dass sich eine Stadt verändert. Veränderung ist ein Naturgesetz. Allerdings ist, was viele von uns wahrnehmen, Entfremdung. Wie eine Stadt in der statt Eichen, Buchen und Tannen plötzlich Palmen wachsen. Es fühlt sich nicht mehr nach Heimat an, zumindest nicht nach unserer.
Diese Entwicklung konnte ich durch meine Reisen besonders in Großstädten feststellen. Man wandelt durch tote seelenlose Stahlbeton-Shoppingmeilen mit den immer gleichen Hipster-Restaurants und Dönerbuden - und plötzlich steht man vor dem Kölner Dom und ist sich dann nicht mehr so sicher, ob dieses kolossale Meisterwerk hier wirklich etwas verloren hat. Es wirkt so fehl am Platz.
Hinzu kommt dann noch die andauernde geisteskranke Hypnose in Form von „woken“ Werbetafeln, die einem mitteilen will, was moralisch richtig ist, meist gleich neben einem veganen Biogemüseladen der ,,pro Multikulti" oder Islam dranstehen hat, aber auf alle Fälle etwas gegen „rechts“ (#NoFPÖ oder etwas ähnlich Lauchiges).
Es scheint fast, so als könnte man diesem Wahnsinn nicht entfliehen, wäre da nicht die Kulturfestung.


Zu finden ist dieses gallische Dorf etwa dreißig Minuten östlich von Graz in einer sehr ländlichen Gegend, welche durch ihre schöne Landschaft sofort besticht. Die Festung befindet sich neben einer schmalen Straße, die durch dichten Wald auf beiden Seiten begrenzt ist und wenn man das Haus das erste Mal sieht, wirkt es wie ein kleiner Hof mit einem Haupthaus und einem Nebengebäude (weil es genau das ist). Der eigentliche Zauber beginnt, wenn man das Grundstück betritt und den dazugehörigen Garten samt unzähligen Apfelbäumen und den umliegenden Weingärten bestaunen darf. Die Landschaft hier draußen ist einfach schön und es stellt sich sofort ein Gefühl von Heimat ein. Ja hier wächst der „Wald“ so wie ich ihn kenne. Das Haus selbst ist innen wie ein klassisches stilvolles Bauernhaus eingerichtet mit robustem Mauerwerk und Holztüren. Weiters gibt es noch einen sehr schönen offenen Barbereich, der einen Blick auf das Umland zulässt und einen Gartenbereich mit Feuerstelle sowie einem Vortragsraum. Alles in allem ein sehr schönes Haus. Wer sich also eine schäbige Saufbude erwartet hat, welche man aus diversen Fernsehreportagen kennt, der wird hier leider enttäuscht werden. Wer auf jenes aber steht, soll sich bei seiner örtlichen Antifa-Kommune melden.
Nun ist es aber so, dass ein Haus allein ja nicht der Grund ist, warum ich so angetan bin von der Kulturfestung und warum es mich so oft wie möglich dorthin verschlägt. Habe ich mich vorher darüber echauffiert, dass viele Städte seelenlose Kadaver sind, so ist das Gegenteil hier der Fall. Die Festung ist erfüllt mit Leben.
Familien mit Kindern, Junge und Alte sitzen hier in einer Runde. Die Festung wirkt auf mich immer wie eine kleine lebensfrohe Dorfgemeinschaft worin jeder, der will, seinen Platz finden kann. Natürlich dürfen hier nicht Diejenigen vergessen werden, ohne die es diesen Ort gar nicht erst geben würde. Eine eingeschworene Truppe Freiwilliger, welche so viel Energie und Arbeit in dieses Projekt stecken, dass mir dazu nur ein Wort einfällt… bewundernswert. Wie ein derartiges Projekt ganz ohne Förderung und nur erhalten durch freiwilligen Einsatz und private Spenden so gut läuft, ist ein Zeichen für den gesunden Geist und die visionäre Kraft, die in dieser Gemeinschaft vorherrschen.


Ich für meinen Teil fühle mich dort aufgehoben. Seien es die langen Gespräche am Lagerfeuer, die interessanten Vorträge oder einfach die berauschenden Abende mit Musik, Gelächter und Gesang. Hier bekommt die Seele Futter um sich durch die kargen Winter der Moderne zu kämpfen.
Ich fahre allerdings nicht auf die Kulturfestung, um dort Urlaub zu machen oder vom „Alltag“ abzuschalten, ganz im Gegenteil. Ich will voll präsent sein und diesen Geist in mich aufnehmen, denn die Kulturfestung ist mehr als nur ein Ort, an dem sich Gleichgesinnte treffen um ein paar Biere zusammen zu trinken (einige Biere zusammen trinken ist natürlich nie verkehrt). Für mich zeichnet sie ein reales Bild, wie die Welt sein könnte, wie ich sie haben will.

Sie steht als Symbol und Vision für die Welt von morgen nach unserem Ideal und der Funke, den ich von dort immer mitnehme, soll dazu dienen das Feuer weiterzutragen.
Die Festung ist nicht die letzte Bastion, wo wir alle auf das Ende warten. Sie ist das erste Leuchtfeuer in der Nacht, sie ist der Anfang.

Michael Umschaden

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