Nachbetrachtung zum Frühlings- und Osterfest 2024
von Dr. Robert Peer
Friedrich Hölderlin
Denn es haben
Wenn einer der Sonne nicht traut,
und von der Vaterlandserde
das Rauschen nicht liebt,
unheimlich diesen die Todesgötter.
Wenn wir nun wieder den Holzscheithaufen zum Entzünden brachten, dann ging es auch diesmal wieder darum, so wie es vor etwas mehr als drei Monaten zum Wintersonnenwend-Feuer zur Sprache kam, dass auch dieses Fest, das Osterfest, auf ur-altes Brauchtum und Religiosität zurückgeht.
Damals war das Thema die Sehnsucht und die innige Hoffnung, diesmal ist es Feier und Begrüßung der tatsächlich sichtbaren Wiederkehr des Lichts und der lebendigen Natur.
Es ist eines der vier Sonnenfeste mit Feuer, neben der Wintersonnen- und Sommersonnenwende-Feier. Es sind dann noch die Feiern der Tag- und Nachtgleichen (19./ 20./ 21. März bzw. im Herbst: 23. /22. September). Sie sind, wie alle großen, bedeutenden Feste, germanisch-keltisch-slawisch: also indo-europäischen Ursprungs. Diese Feste werden ja auch durch ein geschmücktes Radkreuz, auf einem Stab befestigt, symbolisiert, wo das Jahr also in vier kosmische Ereignisse bzw. Feste eingeteilt wird.
Dazu gehört auch, was noch zwischen der Wintersonnenwende und Ostern auf dem Land an uralten Bräuchen gefeiert wird: Austreiben des Winters und baldige Erwarten des Frühlings (Perchtenläufe, usw.).
Im Rahmen der Christianisierung wurde dann Ostern, die sogenannte Karwoche, in die Zeit nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche verlegt, was dann eigentlich ein Mondfest wäre.
Auferstehung der Natur
Licht und Wärme steigern sich, werden kraftvoller, die Natur - sprich: Neues Leben – entfaltet sich wieder in Blüte und Austrieb, es ist das Ende von Kälte und Schnee. Ostern ist also vom Ursprung her ein Fruchtbarkeits- und Farben-Frühlingsfest: Daher sind die vermehrungsfreudigen Hasen, bunt bemalte Eier und bunte Blumen österliche Symbole.
So ist auch das Symbol der Namensgeberin von Ostern, die Göttin der Fruchtbarkeit und der Morgenröte Ostara (Aora, Austro, Ausro, Eostra) das Ei.
So war es und ist es zum Teil noch der Brauch, die Felder abzuschreiten und dabei mit 7 (oder 9) „heiligen“ Kräutern (Pfefferminze, Schlüsselblumen, Weidenbaum-Äste, Tanne, Fichte, Holunder, Buchsbaum, …) zu weihen.
Dabei wurde um reiche Ernte gebeten. So gibt es bei uns (Tirol!) noch den Brauch, brennende Holzräder auf die Wiesen und Felder zu schleudern, um sie so fruchtbar zu machen.
Auch das Wasser stand natürlich in heiliger Verehrung: Brunnen wurden durch Blumen geschmückt und geweiht, um sie vor Unheil zu schützen.
Im Laufe der Christianisierung wurden die Bräuche zwischendurch immer wieder verboten, schon beginnend etwa durch Bischof Bonifatius 774. Sie ließen sich aber zu unserem Glück durch die Beharrlichkeit und Bodenständigkeit vor allem des Bauerntums bis zum heutigen Tag nicht verdrängen.
Aber, viel detaillierter dargestellt findet sich dies alles u. a. bei Wolf-Dieter Storl.
Aber was sagt uns das heute?
Früher war der Mensch unvergleichlich fester in Rituale und Feste eingebunden, die das ganze Jahr durchzogen. Das sogenannte Profane, das Alltägliche wurde gleichsam ins Mythische, Magische gehoben, verklärt, geheimnisvoll gemacht, das Leben musste für den Menschen geradezu durchtränkt davon empfunden werden, beides ging wohl ineinander leicht über.
Und heute? Oberflächlich betrachtet erscheint dies den meisten als kindlich anmutender Aberglaube!
Aber der kultur-anthropologische und psychologische Blick hinter die Riten, Fetische und Animismen, läßt das Eigentliche erkennen, nämlich die Feier, Bejahung und Anbetung des Lebens als solches und eben aus dieser Sicht sollte dies auch heute noch gelten. Und die moderne Biowissenschaft, namentlich die Soziobiologie, erkennt hinter den Werten von Gesundheit und Freude zum Leben den basalsten Zweck, nämlich das Ja zum Kind, die Weitergabe der Gene an die nächste Generation!
Und da wir selbst Natur sind und aus der gesamten All-Natur, d. h. dem Kosmischen allein entstammen, was auch heute noch oft nicht begriffen oder nicht mit-bedacht wird, dass sich das Leben – und damit wir – uns evolutionär entwickelt haben,
gerade deshalb brauchen wir als Kulturwesen wiederum diese geistig-seelisch gelebte Verbindung von Natur und Kultur, so wie es für unsere Altvorderen unhinterfragt und immer selbstverständlich war, quasi als Lebenselixier und als Kraftquelle!
Und darum können wir nicht wollen, dass die kollektiv-seelische Verbindung zu unseren Altvorderen und damit die, die weiter zum Volk führt, abreißt.
Ein Teil einer kultur-politischen Aufgabe in der Zukunft wird es auch sein, dass solche Aspekte auch in ein modernes, ja, aufgeklärtes rechts-nationales Weltbild eingebaut, integriert werden können.
Friedrich von Schiller
Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.